Schlupfwespen gegen den Messingkäfer
Schädlingsbekämpfung mit Schlupfwespen ganz biologisch und ohne Gift. Wer in ein altes Haus investiert hat und mit der Renovierung des neuen Besitztums beginnt, macht häufig eine erschreckende Entdeckung – Schädlingsbefall! Selbst wenn vorab mehrere Besichtigungen der Immobilie stattgefunden haben kann es sehr gut sein, dass die Parasiten erst mit Beginn der Dämmerung ihr Unwesen treiben. Vor allem der Messingkäfer residiert in alten Anwesen, auf urigen Bauernhöfen oder repräsentativen Landsitzen. Wer einen Befall bei sich feststellt, kann alle weiteren Arbeiten zunächst getrost ruhen lassen. Bevor die Insekten nicht ausgerottet sind, können die Renovierungsarbeiten nicht fortgeführt werden.
Inhaltsverzeichnis
Wie sieht ein Messingkäfer aus?
Messingkäfer (Niptus hololeucus) sind nachtaktiv, so dass man sie bei Tageslicht kaum zu Gesicht bekommt. Wer einen Befall bei sich vermutet, könnte sogenannte Lauffallen oder Klebefallen aufstellen, auf denen sich die Tiere verheddern und damit zunächst einmal einzuordnen sind. Die Schädlinge sehen aus wie kugelrunde Spinnen. Dank ihrer goldgelben, messingfarbenen Behaarung, tragen sie ihren Namen. Sie werden keine fünf Millimeter groß und kommen krabbelnd voran. Es handelt sich um einen Nagekäfer (Ptinidae). Am Kopf trägt er zwei weit nach vorne reichende Fühler.
Wo kommen Messingkäfer her und wie leben sie?
Sie kommen in ganz Europa vor. Ihr bevorzugter Lebensraum sind alte Häuser, die einen entsprechend hohen Anteil an Holz, Stroh, Lehm oder Spreu als Baumaterial aufweisen. Sie leben in Geschossdecken, im Füllmaterial zwischen den Wänden und Zwischendecken, in Hohlräumen, in Dachschrägen, in ungenutzten Schornsteinen und sogar in alten Jauchegruben. Sie knabbern sich durch alle Bereiche einer Immobilie hindurch und richten einen unermesslichen Schaden an, der bis zur Aufhebung der Statik eines Gebäudes führen kann. Das Fatale ist, dass die Schäden innerhalb des Mauerwerkes bzw. der Baustruktur liegen und damit für den Menschen zunächst nicht ersichtlich sind.
Was fressen Messingkäfer?
Fressgewohnheiten des Messingkäfers sind nicht nur das Baumaterial eines Hauses, sondern diese befallen auch die Textilien (alle Gewebearten und Pelze) und sogar die Lebensmittel der Bewohner. Vorräte wie Getreideprodukte und Backwaren, Obst und Gemüse, Trockenprodukte wie Nudeln, Reis oder Hülsenfrüchte werden ebenfalls befallen. Ersichtlich wird eine solche Kontamination durch ein Gespinst an feinen Fäden. Wenn Sie in Ihren Vorräten also netzartige oder spinnenwebartige Gebilde finden, so handelt es sich in jedem Fall um einen massiven Schädlingsbefall. Entsorgen Sie die Lebensmittel außerhalb des Hauses und beginnen Sie mit der konkreten Schädlingsbekämpfung. Wichtig ist es hierbei, dass auch alle Textilien wie Handtücher und Tischdecken gereinigt werden.
Wie werde ich Messingkäfer wieder los?
Meist wird der Befall erst ersichtlich, wenn sich die unerwünschten Gäste schon beträchtlich ausgebreitet haben. Professionelle Schädlingsbekämpfer können dann nötig sein, um koordiniert und nachhaltig zu agieren. Es gibt mehrere Methoden, die Parasiten los zu werden. In den vergangenen Jahrzehnten ist man vor allem mit chemischen Präparaten, sogenannten Insektiziden, vorgegangen. Das hat den Vorteil, dass bei einer gründlichen Ausbringung der Produkte auch wirklich alle Schädlinge (Eier, Larven, Jungtiere, trächtige Erwachsenentiere) abgetötet werden konnten. Dafür wurden flüssige oder staubige Kontaktinsektizide (beispielsweise fossiles Plankton oder Kieselgur, Kieselsäure) verteilt. Bei einem massivem Befall muss die Bausubstanz mit Bohrlöchern versehen werden, um die Gänge der innerhalb der Decken und Wände zu erreichen.
Auch die Begasung mit Kohlendioxid, Phosphorwasserstoff, Stickstoff oder Sulfuryldifluorid war üblich. Heute wird eine Messingkäfer Plage aber natürlich bzw. biologisch bekämpft. Schließlich möchten die Bewohner auch nach dem Einsatz des Kammerjägers ihr Haus noch betreten können. Zudem sind die Kosten für die vorangegangenen Maßnahmen auch meist immens hoch. Mittlerweile geht man deshalb dazu über, Messingkäfer mit Schlupfwespen zu bekämpfen. Sie dämmen die Plage nicht nur ein, sondern töten diese zuverlässig ab.
Warum helfen Schlupfwespen gegen Messingkäfer?
Es gibt mehrere Arten von Schlupfwespen (Ichneumonidae). Im Kampf gegen den fresssüchtigen Käfer hat sich vor allem die Lagererzwespe (Lariophagus distinguendus) bewährt. Sie ist als einziges Tier dazu in der Lage, den Messingkäfer biologisch vernichten zu können. Die Lagererzwespe geht folgendermaßen vor. Sie ist ein sogenannter Parasitiod. Die Schlupfwespe sucht den Nachwuchs des Schädlings, also die Larve, gezielt auf und bohrt ein Loch in das Jungtier. In den Körper des Käfers injiziert sie ihre eigene Brut. Wenn die Larve sich zur Weiterentwicklung verpuppt, so greift die injizierte Schlupfwespe von innen an und saugt das Wirtstier förmlich aus. Aus dem Kokon schlüpft am Ende eine nützliche Schlupfwespe bzw. Lagererzwespe.
Wie arbeiten Schlupfwespen gegen Messingkäfer?
Aus dem biologischen Landbau ist bekannt, dass Lagererzwespen in Getreidesilos Parasiten bis in vier Meter tiefe aufspüren und vernichten können. Sie graben sich ein und suchen ihren Wirt auf, um den Käfer zu töten und seine Hülle zu nutzen. In Häusern dürfte dieser Vorgang ganz ähnlich ablaufen. Kammerjäger raten zudem dazu, mehrere Populationen an Schlupfwespen auszubringen und ihre Vermehrung zu fördern. Auch kann es sinnvoll sein, die Wespen möglichst nahe am Lebensraum auszubringen, weshalb sich das Anbohren von Giebelbalken, Wänden und Decken lohnen könnte.